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Ockl, Joseph

rk, Gastwirt
* Tirschenreuth Nr.154 (Maximilianplatz 11) 21.12.1868
+ Tirschenreuth 20.11.1918
(Grabrede zur Beerdigung von Josef Ockl, geb.21.12.1868, gest.20.11.1918
- wahrscheinlich gestorben an der spanischen Grippe) -
"Andächtige Trauerversammlung!
"Heute rot, morgen tot". Diesen ernsten Volksspruch könnte man fast anwenden auf den lieben Toten, den wir soeben zur Erde bestattet haben. Es ist der ehrengeachtete Herr Josef Ockl, Ökonomiebürger von hier. Er ist am 21. Dez. 1868 als Sohn des Gasthofbesitzers Anton Ockl zu Tirschenreuth geboren worden; er stand also in seinem 50. Lebensjahre, in der Fülle des Mannesalters und in der vollsten ................ der Manneskraft. Aber: - "Heute rot, morgen tot".
Noch vor kurzem gesund und kräftig, ist er jetzt eine starre Leiche, zu nichts mehr nütze als dem Erdenstaube der Auflösung übergeben zu werden. Kurz vorher stand er sozusagen noch mit beiden Füßen unerschütterlich im Leben, mit aller Kraft inmitten seiner Wirksamkeit, ein Mann, vergleichbar einer festgewurzelten, wetterharten Eiche, der jeden Sturm Trotz zu bieten vermag. - Und jetzt hat ihn ein heimtückischer Krankheitskeim erfaßt, gegen den er mit Vorbedacht u. mit ausgesprochner Absicht Schutzmaßregeln ergriffen hatte, und dieser Ansteckungskeim hat den starken Mann auf das Krankenlager niedergeworfen, ihn in 8 Tagen überwunden und ihn zu allerletzt mit unwiderstehlicher Gewalt u. mit reißender Schnelligkeit in den Tod gezwungen. Noch vor einer Woche ging der Verstorbene mit aller Rüstigkeit seinen Beschäftigungen nach u. versah in unermüdlicher Tätigkeit sein ausgedehntes Hauswesen. Und jetzt ist er dem Felde seiner Wirksamkeit entrissen, er ist ein stiller Mann geworden, von ..............schwerer Grabesruhe umfangen.
Wie schnell doch der Mensch in den Tod dahinsinken kann! "Heute rot, morgen tot".
Bedeutet das "rot", das "frische blutrot" den Inbegriff des irdischen Lebens, so besagt das "tot" den Verlust des irdischen Lebens, die Erstarrung, die Auflösung des menschlichen Leibes, aber nicht bloß das, nein "tot" umfaßt auch den Inbegriff des jenseitigen ewigen Lebens, das mit dem zeitlichen Tode seinen Anfang nimmt.
Sterben heißt eingehen in das Haus seiner Ewigkeit, sterben heißt hintreten vor Gottes Gericht, sterben heißt die Verantwortung über das ganze Leben, über das Tun und Lassen aller Lebenstage antreten; sterben heißt hinscheiden, um Gottes Urteil auf sich zu nehmen.
Sterben bringt dem Menschen entweder das höchste Glück oder das schrecklichste Verhängnis. Diese ausschlaggebende Entscheidung deutet das tiefernste Sprichwort an: "Heute rot, morgen tot".
Hat sich nun der bitter ernste Inhalt dieses geflügelten Wortes an unserem Verstorbenen erfüllt, so dürfen wir doch voll guter Hoffnung u. Zuversicht sein. Denn der Dahingeschiedene ist wohl vorbereitet durch den Empfang der hl. Sterbesakramente in die Ewigkeit eingegangen. Wohl ein Trost für alle trauernden Angehörigen, das er noch bei vollem Bewusstsein u. in aller Geistesklarheit seine Abrechnung mit Gott machen konnte, da ja bald nachher die wirren Fieberphantasien seinen Geist gefangen nahmen. Alle heilskräftigen Gnadenmitteln, die Christus, unser Heiland, seiner Kirche hinterlassen hat, wurden seiner Seele zugewandt. Darum haben wir das wohlbegründete Vertrauen, daß der Verstorbene in ein glückliches Jenseits hinübergegangen ist. Und das kann alle hier Trauernden mit wohltuendem Troste erfüllen.
Es trauert hier am Grabe sein schmerzerfüllte Gattin u. ein tiefbetrübter Sohn. Sie trauern, weil sie ihren geliebten Hausvater verloren haben. Sie trauern umso mehr, als er so schnell u. unerwartet von ihrer Seite gerissen wurde. Sie stehen nun allein inmitten des großen Hauswesens. Und ihre Trauer ist umso scherzvoller, als der jetzige Todesfall erst jüngst geschlagene, noch nicht vernarbte Herzenswunden aufreißt. Vor einem ư Jahr hat man die innigstgeliebte Mutter der trauernden Gattin in den Friedhof herausgetragen. Im Januar dieses Jahres traf die Trauerkunde ein, daß ein Bruder des Verblichenen im Felde seinen Tod fand. Im Januar 1917 ist ein Schwager desselben einem langen, schmerzvollen Leiden erlegen. Und nun dazu diese unerwartete Abberufung! Wir verstehen die tiefe Trauer, den herben Schmerz. Alle diese Trauerfälle, die in so kurzer Frist die Ockl'sche Verwandtschaft heimgesucht haben, berühren die ganze zahlreiche Verwandtschaft auf das schmerzlichste u. fordern unser aufrichtiges Mitleid heraus.
Doch nichts geschieht von ungefähr, von Gottes Hand kommt alles her. Wenn selbst kein Sperling vom Dache fällt ohne Wissen u. Willen Gottes, so wird auch kein Mensch, der ein Kind Gottes ist, ins Grab sinken ohne Wissen und Willen des himmlischen Vaters. Ergeben wir uns mit kindlichen Vertrauen in den Ratschluß Gottes!
Laßt uns nicht vom Grabe scheiden, ohne daß wir den durch die heutige Beerdigung beleuchteten Volksspruch "Heute rot, morgen tot" mit seinem ganzen Ernste wie eine wohlgemeinte Mahnung auf uns haben einwirken lassen. Sind wir auch heute noch "rot", das "tot" steht uns noch bevor, vielleicht näher als wir wähnen.
Laßt uns auch in christlicher Liebe für die Seelenruhe unseres verstorbenen Mitbruders ein andächtiges Vaterunser u. den englischen Gruß beten!


oo Tirschenreuth 05.09.1897 Barbara Eckert

Vater:Anton Ockl

Mutter:Rosina Grüner

Geschwister:Anna Ockl

Franziska Ockl

Josepha Ockl

Margareth Ockl

Chrstoph Ockl

Anton Ockl

Joseph Ockl

Maria Ockl

Joseph Ockl

Kinder:Alois Ockl


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